Studie zur "Ermittlung der Fischbestände in den freien Gewässern Hamburgs"
Jahresbericht 2021
Das Projekt
Hamburg ist als Angelstandort aufgrund der „freien Gewässer“ eine der beliebtesten Angelstädte Deutschlands. Jährlich zieht es etwa 120.000 Angelnde an Hamburgs Gewässer. Die „freien Gewässern“ können mit der jährlichen Zahlung der Fischereiabgabe (10 €) sowie einem Angelschein frei beangelt werden, es besteht keine Pflicht des Führens eines Fangbuchs. Dementsprechend ist der Zustand der Fischbestände in Hamburg „freien Gewässern“ trotz des hohen Angeldrucks unbekannt. Mit der Studie „Ermittlung der Fischbestände in den freien Gewässern Hamburgs“ soll ein Überblick über die Bestandssituation der fischereilich relevanten Arten in den „freien Gewässern“ Hamburgs erlangt werden. Dafür wurde im Vorfeld der Studie eine möglichst repräsentative Gruppe Angelnder ausgewählt, die mit Hilfe eines App-Fangbuchs ihre Angeltage inkl. Angelmethode, Ort und Fängen eintragen. Die somit übermittelten Daten werden durch eine*n Fischereibiolog*in des Anglerverbands Hamburg e.V. ausgewertet. Auf Grundlage dieser Daten können belastbare Aussagen zum Zustand der Fischbestände getroffen werden und somit die Auswirkungen äußerer Einflüsse bewertet sowie Hege- und Pflegemaßnahmen datenbasiert durchgeführt werden. Schlüsselwert in der Datenauswertung ist der catch per unit effort (CPUE), welcher die Zahl der gefangenen Fische dem dafür nötigen Aufwand, in diesem Fall die Angelstunden, entgegenstellt. Er gibt also an, wie viele Fische einer Art pro Angelstunde gefangen werden. Zum besseren Verständnis rechnen wir den CPUE aber um in die Anzahl der Stunden, die aufgewandt werden müssen, um einen Fisch einer bestimmten Art zu fangen. Nimmt diese Zeit z.B. über mehrere Jahre zu, lässt sich hieraus auf eine negative Bestandsentwicklung dieser Fischart schließen.
Ergebnisse 2021
Da die Bewerber*innenzahlen im Jahr 2020 unter der gewünschten Menge von 300 Testangelnden lag und die gezielte Auswahl auf die gewünschte Verteilung der Angelmethoden nicht möglich war, wurde im Laufe des Projektjahres 2021 die „Bewerbung“ zur Studie in eine „Anmeldung“ zur Studie umgewandelt. Auch trotz Bemühungen um Nachrekrutierung von Testangelnden sank die Zahl aktiv Teilnehmender von 104 auf 97. Dabei wurden insgesamt 797 Angeltage mit einer Gesamtangelzeit von 3.982 Stunden angelegt. In dieser Zeit wurden von den Teilnehmenden 1.238 Fische, verteilt auf fünf Fangarten, gefangen. Daraus ergibt sich insgesamt ein CPUE von 0,32 Fischen/Stunde, entsprechend einem Zeitaufwand von 3,55 Stunden/Fisch. Man benötigte im Gesamtschnitt also 0,68 Stunden mehr als 2020 (2,86 Stunden/Fisch), um einen Fisch in den „freien Gewässern“ Hamburgs zu fangen. Die in Hamburg am häufigsten gefangene Fischart ist und bleibt der Zander mit 637 Exemplaren im Jahr 2021. Sowohl die gefangene Gesamtmenge an Zandern (997 im Jahr 2020) als auch der CPUE (0,5 Fische/Stunde auf 0,42 Fische/Stunde) sind von 2020 auf 2021 gesunken und dementsprechend der nötige Aufwand für den Fang eines Zanders gestiegen (von 2,00 auf 2,44 Stunden/Fisch). Am zweithäufigsten wurden, wie auch 2020, Flussbarsche gefangen (275 Exemplare, 0,35 Fische/Stunde, 2,86 Stunden/Fisch), gefolgt von Rapfen (116 Exemplare, 0,30 Fische/Stunde, 3,33 Stunden/Fisch) und dem Aal (51 Exemplare, 0,29 Fische/Stunde, 3,45 Stunden/Fisch). Auffällig ist die starke Abnahme der Aalfänge, wurden Aale doch 2020 mit 139 Fängen noch am dritthäufigsten gefangen. Abgesehen von der schlechten Bestandssituation könnte dies außerdem in der Abnahme des Anteils an der Studie teilnehmender Aalangelnder von zwölf auf acht Prozent liegen. Diese und weitere Angaben zu anderen Fischarten können Tabelle 1 entnommen werden und sind in Abbildung 1 dargestellt.
Die meisten der eingetragenen Angeltage entfielen auf das Raubfischangeln mit Spinnködern (74,38%), dieser Anteil ist im Vergleich zu 2020 (66%) deutlich gestiegen, sowie auf den Hafenbereich der Elbe (60%), dieser Anteil ist im Vergleich zu 2020 deutlich gesunken (70%). Dafür sind der Anteil der angegebenen Angeltage in der Alster von 17 auf 22% sowie in der Unteren Bille von fünf auf acht Prozent gestiegen, während die Anteile mit Naturködern auf Raubfisch, auf Aal und auf Friedfisch Angelnder jeweils leicht gesunken sind (siehe Abbildungen 2 und 3). Auch 2021 scheint der Anteil Karpfenangelnder, die an der Studie teilnehmen, mit etwa einem Prozent deutlich unterrepräsentiert zu sein. Zu erwarten wäre, auf Grundlage der vorläufigen Befragung von Expert*innen, ein Anteil von etwa 15%. Den Anteil dieser Gruppe an Angelnden, sowie die Gesamtbeteiligung an der Studie, gilt es in den Folgejahren des Projektes zu steigern, um aussagekräftigere Ergebnisse zum Fischbestand der in den „freien Gewässern“ Hamburgs treffen zu können. Das Projekt kann des Weiteren dazu dienen, die Auswirkungen des Fischsterbens aus dem Sommer 2022 abzuschätzen. Zu erwarten wären ein Rückgang der Fänge, eine Verlängerung der benötigten Zeit pro Fisch (Verkleinerung des CPUE) sowie eine Verkleinerung der durchschnittlichen Fischmenge..
Abb. 1: Vergleich des nötigen Aufwandes [Stunden] für den Fang eines Exemplars einer Fischart in 2020 und 2021
Tabelle 1: Übersicht der insgesamt gefangenen bzw. eingetragenen Fischarten mit Anzahl, durchschnittlichem CPUE [Fische/Stunde], durchschnittlich benötigtem Aufwand pro Fisch [Stunden], Durchschnittslänge [cm] und dem Anteil der zurückgesetzten Fische [%] im Jahr 2021
Abb. 2: prozentualer Anteil der Angeltage nach Gewässer im Jahr 2021
Abb. 3: prozentualer Anteil der Angeltage nach Angelmethode im Jahr 2021